Altersgrenzen: Willkür oder Gleichheit? Oder Willkürgleichheit? Jetzt endlich auf 27 statt 350 Seiten.

Quintessenz:
🚨 Das kalendarische Alter sagt kaum etwas über uns aus.
🚨 Wir suchen es uns nicht aus und sind nicht dafür verantwortlich.

Also 🚨🚨🚨 aus Sicht des liberalen Staats: niemand sollte deswegen besser oder schlechter gestellt werden.

Aber!

💡 Es ist die einzige Eigenschaft, bei der sich alle Menschen gleich schnell in die gleiche Richtung entwickeln.
💡 Es ist super transparent, eindeutig und ohne Scham ermittelbar (anders als etwa Gesundheits- oder Fähigkeitentests).
💡 Es ist vorhersehbar. Niemand kennt seine Gesundheit in 10 Jahren, aber alle — so sie noch leben — ihr kalendarisches Alter.
💡 Es ist dadurch die perfekte Warteschlange, bei der niemand eine Abkürzung nehmen kann (nichts bringt Menschen mehr auf die Palme, als das Gefühl, dass sich jemand an der Schlange vorbeimogelt).

Deswegen:
▶️ Jede Altersgrenze ist willkürlich. Aber sie verteilt diese Willkür gleich über alle Individuen, was für keine andere Grenze gilt.
▶️ Aufgrund seiner Schwächen, siehe oben, sollte das kalendarische Alter niemals über alles entscheiden.
▶️ Aber aufgrund seiner Stärke, der großartigen Willkürgleichheit, sollte der Sozialstaat dieses Instrument nicht aus der Hand geben, etwa beim Wahlrecht und auch bei der Verrentung.

In der Praxis heißt das:
🔋 Wenn es keinen anderen etablierten, akzeptierten, transparenten Mechanismus etwa zur Leistungsermittlung gibt, kann eine Altersgrenze ein fairer Mechanismus sein.
🔋 Wenn es einen gibt, der den individuellen Eigenschaften besser gerecht wird, wunderbar.
🔋 Zum Beispiel bei den berühmten Diskussionen über Bundesligaschiedsrichter. Es gibt eine Tabelle. Die besten steigen auf, die schlechtesten ab.
🔋 Wieso eine weitere Hürde “Alter” einziehen, wenn die Leistung auf andere Weise akzeptiert gemessen und verglichen werden kann? Hier sollte das kalendarische Alter keine Rolle spielen.
🔋Mit Blick auf die Rente ist es aber nicht nur die Frage, ob man Gesundheit oder Arbeitsfähigkeit anders besser, fair und akzeptiert ermitteln kann, sondern auch die Planbarkeit und Vorhersehbarkeit als Wert an sich.
🔋Als Default-Option das Alter zu nehmen, aber individuell je nach Gesundheit oder Motivation davon abzuweichen, scheint daher gerechtfertigt.

Natürlich enthält die ausführliche Variante, die Open Access im wbv Publikation Verlag erschienen ist und den Forschungspreis des Forschungsnetzwerk Alterssicherung (FNA) erhalten hat, viele weitere interessante Details und Exkurse. Aber wer nur den Kern dieser moralphilosophischen Analyse erfassen möchte, bekommt mit meinem Artikel in der Deutschen Rentenversicherung einen guten Überblick.

Und, was denkt ihr? Mehr oder weniger kalendarische Altersgrenze? Schaut ihr jetzt anders darauf oder hat die Argumentation etwas verändert?

Hier findet Ihr den Artikel: Link.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert