In Japan jedenfalls nicht. Das ist nicht nur eine Statistik oder ein Vorurteil. In unseren zwei Wochen in Japan haben wir exakt ein japanisches Kind im Kinderwagen gesehen: auf dem Bild in einer Arcade-Spielhalle neben den Eltern in Tokio zu sehen.

Kinderwagen gab es mehr. Aber in allen anderen befanden sich Hunde, die durch die Gegend gefahren wurden.

Kinder gab es auch mehr. Aber die gehörten alle zu deutschen (europäischen) Pärchen auf Elternzeit-Reise.

Schwangere Frauen hat man auch gar keine gesehen. Auch keine Spielplätze. Keine Kindernahrung im
Supermarkt.

Auch in Südamerika gab es überraschend wenig Kinder. Die kinderreichen Zeiten sind vorbei. In einem Reiseführer von 2015 stand, Argentinien sei so kinderreich. Davon hat man nichts gesehen: kaum Kinder. Und in der Tat: die Geburtenrate ist seit 2010 um 40 Prozent gesunken von 2,4 auf 1,5 Kinder pro Frau.

Nur an zwei Orten gab es viele schwangere Frauen und erkennbar viele Kinder: auf Hawaii und in Brasilien.

Allerdings: die offiziellen Geburtenraten sprechen eine etwas andere Sprache. Aber vermutlich sind die Kinder auch nicht gleichmäßig verteilt über die Orte, die wir auf dem Weg besucht haben. Am Strand der Copa Capabana mehr Familien als im Stadtzentrum von Buenos Aires.

Zur Einordnung die ungefähren Fertilitätsraten (die Zahlen gehen ehrlich gesagt je nach Statistik etwas auseinander, aber die Tendenzen sind klar).

🇩🇪 Deutschland: 1,38 Kinder pro Frau (2024)

🇰🇷 Südkorea: 0,75 Kinder pro Frau

🇯🇵 Japan: 1,37 Kinder pro Frau

🇺🇸 USA: 1,79 Kinder pro Frau

🇵🇪 Peru: 2,15 Kinder pro Frau

🇧🇴 Bolivien: 2,65 Kinder pro Frau

🇦🇷 Argentinien: 1,50 Kinder pro Frau

🇧🇷 Brasilien: 1,60 Kinder pro Frau

Früher oder später landen alle industrialisierten Länder bei einer Rate deutlich unter 2. Dann kann man nur noch mit Immigration die Bevölkerung halten, was bekanntlich auch mindestens zu politischen Kosten führt.

Eine schrumpfende Bevölkerung aber ist ein Experiment, was viel weniger Spaß macht, als man denkt. Zumindest wenn man die Vorzüge einer dicht besiedelten, jungen Bevölkerung erlebt hat. Denn man wird den Leuten aus Stadt A nicht sagen, dass sie in Stadt B ziehen sollen, und dann Stadt A schließen. Sondern Stadt A und B, ganz zu schweigen von Dörfern, hätte nur noch halb so viele Bewohner. Die Wege werden größer, die Infrastrukturkosten auf weniger Köpfe verteilt.

Infrastruktur wird also sehr teuer oder stillgelegt. Grundbesitz wird auf immer weniger Köpfe verteilt. Die Arbeit wird auf immer weniger arbeitende Hände verteilt, die Hilfsbedürftigkeit im Alter größer.

Wenn man darüber redet, erscheint das immer wie ein fernes, abstraktes Szenario. Aber nur weil wir in Deutschland A) noch nicht so weit sind und B) enorm viel Immigration in den letzten Jahren und Jahrzehnten hatten, die den demografischen Wandel abfedert. Das ist in anderen Ländern, etwa in Korea und Japan, anders.

Vielleicht auch deswegen geht niemand so richtig ernsthaft das Thema in Deutschland an. Bei Klimawandel wird das ganze Gesellschaftskonzept in Frage gestellt, beim demografischen Wandel werden von der Politik lieber die Prognosen oder Experten diskreditiert, als dass man mal beherzt überlegt, was man tun müsste.

Wieso spielt der demografische Wandel in den Köpfen einfach keine Rolle?


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